
Der Boeing KC-46A Pegasus soll die alten KC-135-Stratotanker ersetzen.

Die Boeing KC-46A basiert auf der Frachtversion der 767-200 – und soll bei der US Air Force die alten KC-135 ersetzen. Doch das dauert…
PANNEN-TANKER – KC-46A Boeing löst neues Pegasus-Problem mit Klettverschluss
Neuer Wirbel um die KC-46A Pegasus: Boeing hat bei dem Tanker einen weiteren Mangel entdeckt: Eine Verkleidung verhindert, dass sich Notausgänge öffnen lassen. Doch im Unterschied zu anderen Problemen lässt sich der neue Missstand rasch beheben – zumindest temporär.
Die Liste der Mängel, mit denen sich Boeing bei der KC-46A konfrontiert sind, wird eher länger als kürzer. Seit Jahren schlägt sich der neue Tanker für die US Air Force mit gravierenden Defiziten herum, die weit größere Dimensionen besitzen als die kaum vermeidbaren Kinderkrankheiten. Nicht weniger als sieben Mängel der Kategorie 1 standen Ende 2021 noch im Lastenheft für die KC-46A. Mängel dieser Stufe gefährden per Definition die Einsatzfähigkeit der Staffel oder können zum Verlust des Waffensystems, Todesfällen sowie schweren Verletzungen führen – sind also kein Kleinkram.
Verkleidung blockiert Notausgänge
Gegen diesen Wust an Problemen mutet der jüngst entdeckte Mangel an der KC-46A beinahe trivial an. Zumindest stuft die Air Force ihn nicht in die Kategorie 1 ein. Auf die Funktion der Pegasus als Tankflugzeug hat er ebenfalls keinen direkten Einfluss, findet er sich doch in der Kabine des Großraumjets. Die ist, neben je zwei Türen vorn und hinten, mit zwei Notausgängen in der Mitte, links und rechts über dem Flügel, ausgestattet. Genau diese Notausgänge aber lassen sich im Ernstfall nicht richtig öffnen – weil eine über den Türen montierte Verkleidung dem im Wege steht.

Blick in die Pegasus-Kabine. Die betroffenen Notausgänge befinden sich im Bild rechts und links.
Da die KC-46A nicht nur als Tanker, sondern auch als Frachter, Truppentransporter und MedEvac-Flugzeug konzipiert ist, mutet es etwas befremdlich an, dass der Umstand bislang übersehen wurde. Tatsächlich entdeckte Boeing selbst das Problem nach eigenen Angaben am 17. März 2022. “Wir untersuchen unsere Prozesse sorgfältig, um festzustellen, warum es nicht früher erkannt wurde”, erklärte der Hersteller gegenüber der Tageszeitung Seattle Times. Bei Airlinern wird im Zulassungsprogramm stets getestet, ob die Kabine im Ernstfall binnen 90 Sekunden geräumt werden kann. Bei der KC-46A gab es einen solchen Test offenbar nicht. Auf jeden Fall habe man die US-Luftwaffe umgehend über die Entdeckung informiert, so Boeing.
Klettverschluss als Zwischenlösung
Das Problem mit der Türverkleidung betrifft alle bisher ausgelieferten KC-46A der US Air Force sowie zwei Exemplare, die bei der japanischen Luftwaffe im Einsatz stehen. Der Flugzeugbauer arbeitet an einer dauerhaften Lösung. Bis diese gefunden ist, sollen die Pegasus-Betreiber gemäß eines Service-Bulletins die betreffenden Verkleidungsteile abschrauben – und sie stattdessen mit Klettverschluss befestigen. So erhalte man “eine vorübergehende Lösung, um einen fortgesetzten sicheren Betrieb des Flugzeugs zu gewährleisten”, wie Boeing weiter mitteilte. (Flugrevue)